Kostbarer als all die Reichtümer, die Alarich beim Sturm auf Rom am 24. August 410 in die Hände fielen, war eine andere Beute: Aelia Galla Placidia, die Schwester des im sicheren Ravenna residierenden weströmischen Kaisers Honorius, Tante des seit 408 regierenden oströmischen Kaisers Theodosius II., Tochter des großen Theodosius I. (379–395) und Enkelin Valentinians I. (364–375). Um 390 in Konstantinopel geboren und am weströmischen Hof aufgewachsen, lebte die nobilissima puella („aller-hochwohlgeborenste Prinzessin“) mittlerweile in Rom, vielleicht eine Geste des kaiserlichen Hauses gegenüber der alten Hauptstadt, vielleicht weil sie dem Vorbild vieler stadtrömischer Damen folgte, die sich als asketische Jungfrauen einem gottgefälligen Leben weihten.
Für Alarich war Galla Placidia einer der wenigen Erfolge dieses Kriegszuges: eine prachtvolle Trophäe, die hochrangigste seiner Geiseln, und vor allem – so hoffte er – ein wertvolles Druckmittel gegenüber Ravenna. Honorius lehnte jedoch alle Verhandlungsangebote der Goten ab. So erlebte Galla Placidia im Tross des gotischen Heeresverbands dessen Odyssee durch Italien und gelangte 412 nach Südgallien. Dorthin war Athaulf, seit Alarichs überraschendem Tod im Herbst 410 Anführer der Goten, ausgewichen, da er sich dem gallischen Aristokraten Jovinus, einem Gegenkaiser, andienen wollte. …
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 7/2016.
Prof. Dr. Sebastian Schmidt-Hofner