Wie viele andere historische Begriffe ist „Barock“ nicht zeitgenössisch. Er wurde erst im 19. Jahrhundert „erfunden“. Die etymologische Herkunft ist unklar: Nach einigen Experten stammt der Begriff vom portugiesischen barroco für eine ungleich geformte Perle, nach anderen von parruca für Perücke, nach dritten von einer sogenannten Schlussfigur der Logik. Worin sich aber alle einig waren, war die Kritik am Barock: Er war das genaue Gegenstück zur damals herrschenden Klassik in Literatur und Kunst. Barock stand nach dieser Sichtweise für schwülstig, überladen, abgeschmackt, unnatürlich, bizarr, für leeren Prunk, Irrationalität oder Absurdität. Diese negativen Wertungen bezogen sich zunächst vor allem auf die bildende Kunst.
Positive und negative Beurteilung des Barock verliefen in der Folge in wellenförmigen Phasen. Die erste und grundsätzliche Kritik hatte die ganze barocke Lebenswelt, vor allem diejenige des katholischen Europa, in der Aufklärung erfahren, also noch vor der begrifflichen Fest‧legung. Sie betraf die bildende Kunst und die Musik, die Religiosität und die ganze Lebenseinstellung insbesondere des einfachen Volkes. Erst rund 100 Jahre später begannen Kunsthistoriker, unter ihnen der alte Jacob Burckhardt (1818 −1897), den Barock wieder positiver zu beurteilen. Schon vorher hatte es im kirchlichen Bereich verschiedentlich Rückgriffe auf den Barock gegeben; und gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde nach Neuromanik und -gotik auch „neobarock“ gebaut. …
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Prof. Dr. Peter Hersche