Simón José Antonio de la Trinidad Bolívar y Palacios wurde am 24. Juli 1783 in Caracas, der Hauptstadt des von Spanien beherrschten Generalkapitanats Venezuela, geboren. Er war das vierte Kind von Juan Vicente Bolívar y Ponte und María de la Concepción Palacios y Blanco. Beide Elternteile waren Angehörige der städtischen Oberschicht und tief in der lokalen Kolonialgesellschaft verwurzelt. Väterlicherseits stammten die Bolívar aus dem Baskenland und hatten sich bereits im 17. Jahrhundert in Venezuela etabliert, wo sie als Plantagenbesitzer und Händler rasch zu Wohlstand kamen. Simón verlor seine Eltern früh, so dass er und seine Geschwister schon im Kindesalter dazu gezwungen waren, schnell selbständig zu werden. Die beiden älteren Schwestern heirateten bald, während die Erziehung der beiden Knaben in den Händen der mütterlichen Verwandtschaft blieb.
Die Atmosphäre, in der das Kind Simón Bolívar aufwuchs, lässt sich als typisch für die mantuanos bezeichnen, wie die Angehörigen der kreolischen Oligarchie in Caracas – also der spanischstämmigen, in Lateinamerika geborenen Oberschicht – genannt wurden. Seine Vorfahren hatten sich über mehrere Generationen um die Regierung und den wirtschaftlichen Fortschritt der Kolonie verdient gemacht. Dies hatte dazu beigetragen, dass die Bolívar zu einer der vermögendsten und mächtigsten Familien Venezuelas aufstiegen. Ähnlich wie bei den anderen führenden Stadtgeschlechtern, basierte ihr Reichtum auf dem Besitz von haciendas, den großen extensiv genutzten Bodenflächen, die die ökonomische und territoriale Grundlage für die Vorherrschaft der Kreolen lieferten. …
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Dr. Antonio Sáez-Arance