Im Jahr 1535, inmitten eines blutigen Krieges, drangen im äußersten Westen Dänemarks zwei Männer in die Kirche des wohlhabenden Klosters von Vestervig ein. Ziel war der dort aufgebahrte Schrein des heiligen Thöger. Vermutlich aus Thüringen stammend, hatte Thöger im 11. Jahrhundert in Norwegen und Dänemark als Missionar gewirkt. Schon früh wurde er als Heiliger verehrt; an seinem Schrein fanden Kranke Heilung und wurden Blinde wieder sehend, so glaubte man. Nach Jahrhunderten war damit Schluss. Die beiden Männer – Knud Gyldenstjerne und Ove Lunge – öffneten das kostbare Behältnis, entnahmen einige darin befindliche Knochen und Altargerät. Später ließen sie alles Wertvolle einschmelzen. 16 Kilogramm Silber soll die stolze Beute betragen haben. Auf solch despektierliche Weise wurden in derselben Zeit auch andere Heilige des Nordens „entsorgt“. Derartige Vorfälle stehen stellvertretend für eine Zeit der Unruhe und Umwälzung im Norden – eine Zeit der Konflikte, der Glaubens‧unsicherheit und der Ausbreitung reformatorischer Ideen.
Wenn wir 2017 an Luthers Thesenanschlag vor 500 Jahren erinnern, darf nicht übersehen werden, dass die Reformation am konsequentesten und nachhaltigsten nicht in Deutschland, sondern im Norden Europas durchgesetzt wurde. Nicht ohne Grund steht am Anfang der Reformationsfeierlichkeiten am 31. Oktober 2016 ein ökumenischer Festgottesdienst im Beisein von Papst Franziskus im schwedischen Lund. …
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 12/2016.
Prof. Dr. Martin Krieger