Die Gegenwart verstellt mitunter den Blick in die Vergangenheit. Wer heute durch das östliche Mittel‧europa reist, wird dort vor allem auf Zeugnisse der römisch-katholischen Konfessionskultur stoßen. Überdies fällt von Polen im Norden bis Kroatien im Süden die große Zahl gläubiger Katholiken, die auch an Wochentagen in die Kirchen strömen, unmittelbar ins Auge. Die Vorstellung, dass der Raum zwischen Ostsee und Adria in früheren Jahrhunderten einmal von der Reformation erfasst wurde, fällt zwangsläufig schwer.
Und doch hat die mächtige, Kirche wie Staat zutiefst verändernde Reformbewegung auch die großen Herrschaftsbildungen in dieser Geschichts‧region – die polnisch-litauische Adelsrepublik, die böhmischen Länder, das Königreich Ungarn und Siebenbürgen – während der frühen Neuzeit nachhaltig geprägt. …
Prof. Dr. Joachim Bahlcke