Voltaire fand die Behauptung, das Christentum sei schon im 7. Jahrhundert in China verbreitet gewesen, schlichtweg lächerlich. In seinem Werk „Versuch über die Sitten und den Geist der Nationen“ (1756) erwähnt er, dass Missionare im Reich der Mitte rund ein Jahrhundert zuvor eine Inschrift mit syrischen und chinesischen Buchstaben gefunden hätten. Doch er erwähnt diesen Fund nur, um ihn sogleich als „frommen Betrug“ zu entlarven. Zu unglaubwürdig erschien es dem Aufklärer, dass ein christlicher Glaubensbote namens Alopen im Jahr 635 nach China gelangt sei und vom dortigen Kaiser sogleich die Erlaubnis erhalten habe, eine Kirche zu bauen: „Es gibt der historischen Wahrheiten genug, und man bedarf nicht alberner Lügen. Die Wahrheit ist, dass man zur Zeit Karls des Großen in China weder etwas von der christlichen Religion wusste noch von den Völkern, die sich dazu bekannten.“
Die Umstände des Fundes sowie seine ersten Publizisten haben es dem antiklerikalen Spötter Voltaire nicht gerade einfach gemacht, zu einem sachlichen Urteil zu gelangen. Denn es waren Jesuiten, des Philosophen Lieblingsfeinde, von denen die Stele mit besagter Inschrift 1623/1625 aufgefunden worden war. Hinzu kam, dass die Stele ausgerechnet durch Athanasius Kircher (1602 –1680) einem breiteren Publikum bekanntgeworden war („China Monumentis“, 1667). Voltaire hatte Kircher seit jeher für ein Paradebeispiel der jesuitischen Ablehnung aufklärerischen Gedankenguts gehalten. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 12/2014.
Prof. Dr. Karl Pinggéra