Ein Student preist die Vorzüge seiner Heimatstadt an – es ist Bhopal, die Hauptstadt des zentralindischen Staates Madhya Pradesh. „Schauen Sie, diese alte Pracht. Unsere früheren Herrscher haben uns ein großartiges Erbe hinterlassen“, sagt Anand. Vom frühen 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert hat Bhopal tatsächlich eine besondere Rolle gespielt. Damals residierte dort eine Dynastie von muslimischen Herrscherinnen. Diesen seien mehrere prachtvolle Moscheen zu verdanken, schwärmt Anand weiter.
Doch egal, wie viel Mühe sich der Student auch gibt, er weiß genau, dass seine Stadt in aller Welt nicht wegen ihrer Gotteshäuser und sonstigen Baudenkmäler berühmt ist, sondern als Synonym für einen schweren Giftgasunfall steht. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ spricht sogar vom „größten Wirtschaftsverbrechen aller Zeiten“.
Um die Metropole Delhi herum erstreckt sich das Armenhaus Indiens, das sind die Bundesstaaten Uttar Pradesh, Haryana, Bihar, Jharkhand und eben Madhya Pradesh, das mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen von knapp 600 Dollar pro Person zu den ärmsten vier Regionen in Indien zählt. Um dem entgegenzuwirken, hatte sich die Landesregierung in Bhopal seit den 1970er Jahren intensiv bemüht, ausländische Investoren anzulocken. Neben neuen Absatzmärkten bedeutete das für die Unternehmen auch billige Löhne und nachlässige Umweltauflagen.
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 12/2014.
Klemens Ludwig