Annedore heisst sie nämlich und es passt.“ Diesen Satz schrieb Freya von Moltke im Oktober 1958 an ihren Freund Eugen Rosenstock-Huessy in Vermont. Beide Frauen arbeiteten gerade zusammen an einem Buch. Sie kannten sich nicht allzu gut, aber Freya muss den Eindruck gewonnen haben, dass sie es bei Annedore Leber mit einer überzeugenden Persönlichkeit zu tun hatte. Freya war die Witwe des am 23. Januar 1945 hingerichteten Widerstandskämpfers Helmuth James von Moltke. Annedore war die Witwe des nur wenige Wochen vor Moltke ermordeten Widerstandskämpfers Julius Leber. Die Männer sind in das Umfeld des geplanten Staatsstreichs einzuordnen, der durch das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 ausgelöst werden sollte.
Der schlesische Adlige und Jurist Helmuth James von Moltke und Dr. Julius Leber, ein gebürtiger Elsässer und studierter Nationalökonom, hatten zusammen mit Gleichgesinnten konkrete Pläne für einen neuen deutschen Staat nach Hitler entworfen. Ihre Namen verbinden sich gemeinhin mit dem Kreisauer Kreis, benannt nach Moltkes Gut in Niederschlesien, auf dem konspirative Treffen stattfanden. Dabei ist zu beachten, dass die später erfolgte Kategorisierung des Widerstands in verschiedenste Gruppen der historischen Wirklichkeit nicht immer standhält. Die Grenzen waren fließend, es gab viele Verbindungen auch zwischen ideologisch unterschiedlichen Widersachern Hitlers. Die Kreisauer waren Teil des großen zivilen Netzwerks, das den Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg unterstützte. …
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in DAMALS 1/2017.
Dr. Frauke Geyken