Für dich, mein liebster Sohn Gozbert, habe ich diese mit kurzen Bemerkungen versehene Kopie des Plans der Klostergebäude verfasst, womit du deinen Erfindungsgeist üben und worin du auch meine Hingabe erkennen magst“, diese Zeilen schrieb um 830 ein Mönch auf der Insel Reichenau. Der Adressat, Gozbert, war der Abt des Klosters St. Gallen, das mit rund 120 Mönchen, zahlreichen Laienbrüdern, Dienern und Handwerkern zu den größeren Siedlungen im Frankenreich zählte. Das Pergament zeigt die Vision eines idealen Klosters, einer kleinen Stadt. Wie wichtig Bier zu dieser Zeit war, wird dabei klar erkennbar: Drei Back- und Brauhäuser, sogenannte cambas, sind in den Plan eingezeichnet. Das größte davon liegt in einem Wirtschaftskomplex mit Mühle, Stampfe, Trocknungsanlage und Getreidespeicher.
Zwei Biertypen wurden in St. Gallen hergestellt: celia und cervisia. Worin sie sich unterschieden, ist bis heute ungeklärt. In der keltisch-germanischen Tradition gab es jedenfalls zwei Biere: ein süßes (beor, bragawd) und ein nicht süßes (ealu, öl, ale). Auch das Mittelalter kannte süße (meist „gehonigte“) und andere bzw. „bittere“ Biere. Zudem unterschied man zwischen dem gehaltreichen Bier für Mönche und Adel (und später die wohlhabenden Bürger) und dem Dünnbier für Laienbrüder, Diener und Bedürftige. …
Den vollständigen Text lesen Sie in DAMALS 4/2016.
Prof. Dr. Franz Meussdoerffer/Roswitha Meussdoerffer