Die Bismarck-Verehrung der Deutschen habe Hitler und dem Nationalsozialismus den Weg bereitet, so beginnt Johannes Willms das Vorwort seines bereits 1997 erschienenen Buchs „Bismarck. Dämon der Deutschen“, das jetzt neu aufgelegt wurde. Willms demontiert entschieden Bismarck als Heldengestalt. Er habe durch seine Ablehnung des Parlaments die undemokratische Haltung vieler Deutscher befördert, dazu habe er das durch den Wiener Kongress 1815 geschaffene europäischen Mächtegleichgewicht zerstört, indem er eine Politik der preußischen Dominanz auf Kosten französischer Interessen betrieben habe.
Mit beachtlicher Formulierungskunst, und gestützt auf viele Bismarck-Zitate, entwirft Willms das Bild eines machtbesessenen, skrupellosen und von pathologischem Hass auf die „Reichsfeinde“, die katholische Kirche und die Sozialdemokratie, getriebenen Politikers. Die mit Verve vorgetragenen Thesen sind anregend, lassen aber wenig Raum für Differenzierungen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger