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SPQR – Die tausendjährige Geschichte Roms

Beard, Mary

SPQR – Die tausendjährige Geschichte Roms

Warum interessieren uns noch heute die alten Römer? Weil sie unterhaltsam sind? Jedenfalls macht sich niemand verdächtig, der seinen Kindern einen Gladiatorenhelm kauft und mit ihnen „Rom“ spielt. Denn Rom ist Gegenstand nicht nur historischer Forschung, „sondern der Einbildungskraft und Phantasie, des Schreckens und der Freude“. Aber sind denn die Römer, was wir sind, lernen wir von ihnen, die Welt und unseren Platz darin besser zu begreifen? Nur dies ist es, sagt die englische Althistorikerin Mary Beard, was zählt. Denn unser Selbstverständnis ist von Rom mit geprägt, spätestens, seitdem die Europäer „Macht, Bürgerschaft, Verantwortung, politische Gewalt, Imperien, Luxus und Schönheit“ an römischen Vorbildern maßen. Damit hat Beard ihr Leitmotiv formuliert, das die Suche nach den Gründen rechtfertigt, warum und wie ein Dorf am Unterlauf des Tiber zur Großmacht wachsen und diese sich über Jahrhunderte halten konnte.

Beard verehrt Cicero. Sie ruft ihn fortgesetzt in den Zeugenstand, und ihm zuliebe beginnt sie mit dem missglückten Staatsstreich Catilinas im Jahr 63 v. Chr. Dieser hatte zur Waffe gegriffen, als seine Bewerbungen um das höchste Staatsamt gescheitert waren. Der amtierende Konsul Cicero hatte dem Spuk ein Ende bereitet und die Aufrührer töten lassen. Für Beard erklärt diese Episode, „warum die Geschichte Roms, seines Senats und seines Volkes nach wie vor von Bedeutung ist“. Dies überrascht. Tatsächlich wären unsere Kenntnisse über das Unglück der Republik ohne Catilina nicht wesentlich ärmer. Es wäre anders, spiegelte sich in seinem Schicksal der Geist einer aus den Fugen geratenen Welt. Dies aber tun andere Ereignisse weit besser, so etwa der Bürgerkrieg, den Sulla 88 v. Chr. anzettelte, oder der Gründungsakt der Monarchie 27 v. Chr.

Nach diesem wenig überzeugenden Einstieg beginnt Beard eine breite, mit erzählerischen Passagen reich geschmückte Darstellung der Geschichte Roms von den Königen bis zu Caracalla. Unterbrochen wird die chronologische Abfolge durch Exkurse, die das soziale Mit- und Gegenein-ander und den Lebensstil von Arm und Reich so eindringlich schildern, dass sie dem Leser das Herz wärmen.

Das Buch endet mit dem Jahr 212 n. Chr. Damals hatte Caracalla allen freien Reichsbürgern das römische Bürgerrecht verliehen und den Unterschied zwischen Herr und Untertan aufgehoben. Dies vollendete ein nahezu 1000 Jahre gültiges Prinzip römischer Expansionspolitik: Wer besiegt das Knie beugte und dem Imperium gehorsam diente, wurde in den Kreis der Sieger aufgenommen. Dies ist ein Schlusspunkt ganz nach dem Herzen von Mary Beard: vorbildlich und für immer nachahmenswert. Verfall und Untergang stören da nur.

So bleibt ausgeblendet, dass 100 Jahre später eine neue Welt wuchs. In ihr veränderte der Glaube an einen gekreuzigten und auferstandenen Gott nahezu alles. Seinen Anhängern widmet Beard nur wenige Seiten. Sie erhellen, mit welcher Schärfe zwei unterschiedliche Weltsichten aufeinanderprallten. Und sie erklären das Paradox, dass die einzige Religion, die Rom je zu unterdrücken versucht hatte, ihren Sieg dem Imperium verdankte. Denn dessen Ausdehnung, die ihm eigene Mobilität und seine städtische Kultur hatte die Verbreitung der neuen Lehre erst möglich gemacht.

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Rezension: Prof. Dr. Werner Dahlheim

Beard, Mary
SPQR – Die tausendjährige Geschichte Roms
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016, 656 Seiten, Buchpreis € 28,00
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