„Die Kolonialvölker huldigen dem Kaiser“ oder „Deutsche Wacht auf Samoa“ – diese Bildtitel verweisen auf das kurzlebige deutsche Kolonialreich, das zwischen 1884 und 1914 bestand. Ein neuer, sehr informativer Aufsatzband versammelt neben der Einleitung 15 Beiträge zu unterschiedlichen Aspekten des Themas. Zu Beginn erinnert Ulrich van der Heyden an einen Vorläufer der späteren Entwicklung, an die brandenburgisch-preußische Handelskompanie Großfriedrichsburg. Sie wurde 1683 unter dem Großen Kurfürsten an der westafrikanischen Küste (im heutigen Ghana) gegründet; so sicherte sich auch Preußen Profite durch den transatlantischen Sklavenhandel.
Der erste Hauptteil des Bandes befasst sich mit den deutschen Kolonien in Afrika, in der Südsee und in China, dazu zeigt Markus Denzel, dass sich die wirtschaftlichen Hoffnungen bezüglich der Kolonien keinesfalls erfüllten. Der zweite Hauptteil behandelt den „Alltag“ – von der Verwaltung über die Gerichtsbarkeit, die „Rassenfrage“ und die Rolle der Frau bis hin zu Kriegen und Gewalt, christlichem Missionsstreben und den Völkerschauen. Am Ende wird der Wandel in der kolonialen Erinnerungskultur charakterisiert und eine historische Einordnung der deutschen Kolonialgeschichte vorgenommen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger