1993 brach die amerikanische Historikerin Marci Shore nach Osteuropa auf, angezogen von den Umbrüchen der postkommunistischen Zeit. Um diese zu verstehen, wandte sie sich früheren Zeiten zu: 20 Jahre lang verfolgte sie die Spuren, die die kommunistische Ära im Privatleben des Einzelnen in Polen, Tschechien, der Slowakei und Rumänien hinterlassen hat. Durch zahlreiche Gespräche mit zum Teil prominenten Zeitzeugen suchte sie zu ergründen, wie diese die Zeit zwischen 1945 und 1989 erlebt hatten. Dazu suchte sie ihre Gesprächspartner auch in New York oder Berlin auf. Das Ergebnis präsentiert sie nun in ihrem Buch „Der Geschmack von Asche“.
Gefiltert durch die Eindrücke der Ich-Erzählerin, nimmt sie die Leser mit auf eine intellektuelle Reise durch „Seelenlandschaften“, schildert die Erfahrungen der Zeitgenossen und erkundet etwa, wie entschlossene Widerstandskämpfer, die in den NS-Konzentrationslagern gelitten hatten, wenig später zu begeisterten Anhängern Stalins werden konnten.
Entstanden ist eine Erzählung in „Nahsicht“, ein sehr persönliches Buch, das auch den Prozess der Auseinandersetzung der Historikerin mit der Vergangenheit und den Menschen, die ihr begegnet sind, deutlich macht. Das ist seine Stärke. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema sollte man sich aber nicht versprechen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger