Was geschah eigentlich an den Küsten der rauhen Nordsee in den mehr als 1000 Jahren, die zwischen dem Untergang der Weltmacht Rom und dem Aufstieg Amsterdams als glanzvolle Handelsstadt um 1700 liegen? So viel steht fest: Intensiver Handels- und Kulturaustausch prägte schon im frühen Mittelalter die Beziehungen der Menschen rund um die Nordsee. Um ihrem Leben auf die Spur zu kommen, muss man neben der spärlichen schriftlichen Überlieferung die reicheren archäologischen Funde zu Rate ziehen.
Mit diesen Ausführungen beginnt der englische Historiker und Journalist Michael Pye seine locker erzählte „Geschichte der Nordsee“ und wendet sich damit zugleich gegen das Bild vom „finsteren Mittelalter“. Dies überrascht einigermaßen, ist doch die Innovationskraft und Dynamik des Mittelalters inzwischen oftmals beschrieben worden, auch wenn vielleicht weniger der Norden damit identifiziert wird. Sprunghaft, mit Anekdoten und Verallgemeinerungen gewürzt, schildert Pye, eine wie bewegte und spannende Geschichte die Nordseeregion zu bieten hat, betrachtet die Leistungen der Friesen, das frühe Klosterleben oder die vielfältigen Handelskontakte, die nicht zuletzt die Mode beeinflussten.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger