Gut 59 Jahre lang schwieg Éva Fahidi über ihre Zeit im KZ Auschwitz. Dann besuchte sie die Gedenkstätte und stellte fest: „Das Gras der Zeit wächst. Und es deckt das wahre Auschwitz, das wahre Birkenau zu.“ Seither betrachtet sie es als ihre Pflicht, über ihre Erlebnisse zu berichten; sich selbst bezeichnet sie als Holocaust-Aktivistin.
Fahidi wurde in Debrecen, Ostungarn, geboren und entstammt einer wohlhabenden jüdischen Großfamilie. 1944 wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo ihre gesamten Angehörigen ermordet wurden. Von dort wurde sie zur Zwangsarbeit nach Deutschland in das KZ-Außenlager Münchmühle im hessischen Allendorf weitergeschickt, wo sie in einer Munitionsfabrik Schwerstarbeit verrichten musste. Nach dem Krieg kehrte Fahidi in ihre Heimat zurück.
Fahidis Buch, schön geschrieben und manchmal ergreifend, ist nicht nur ein Bericht über Auschwitz und ihre Zeit als Zwangsarbeiterin in Allendorf. Die Autorin erzählt auch über ihre ersten 18 Lebensjahre und ihre Familie in Ungarn. Dabei schafft sie es immer wieder, ihre Familiengeschichte und den Familienalltag in die Zeitgeschichte einzubinden. So ergibt sich auch ein Porträt der ungarischen Verhältnisse zwischen den beiden Weltkriegen.
Rezension: Timo Widmaier