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Leopold der Heilige – Ein Portrait aus dem Frühling des Mittelalters

Brunner, Karl

Leopold der Heilige – Ein Portrait aus dem Frühling des Mittelalters

Die letzte Monographie über Markgraf Leopold III., den Landespatron Österreichs, ist 1985 zum 400-Jahr-Jubiläum seiner Heiligsprechung erschienen. Nun legt Karl Brunner, der Vorstand des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, ein neues Werk über diesen populären Babenberger vor. Es stellt den Markgrafen ganz bewusst in den Rahmen seiner Umwelt, sieht ihn gewissermaßen als Verkörperung jener Umbruchszeit des beginnenden 12. Jahrhunderts, zu deren Gestaltung Leopold nicht unbeträchtlich beigetragen hat. Auch das Nachleben Leopolds wird gewürdigt.

Ungewöhnlich ausführlich zieht Brunner auch literarische Quellen heran und bietet damit neue Sichtweisen auf den Markgrafen und sein Land. Der Autor zeichnet den Herrscher als einen klugen Politiker, der seine Chancen klar erkannte und zu nutzen verstand. Entgegen der früheren Ansicht, dass die Mark der Babenberger zunächst ein unbedeutendes Territorium gewesen sei und erst durch Leopold politisches Gewicht erlangte, vermag Brunner nachzuweisen, dass Österreich schon zuvor eine wichtige Rolle spielte und der Markgraf hohes Ansehen im Reich genoss. Die Hochzeit mit der Kaisertochter Agnes war gewiss eine starke Aufwertung, setzte aber schon ein gewisses Prestige des Markgrafen vor-aus. Dessen familia tritt in ihrer Bedeutung für das Umfeld des Babenbergers hervor und liefert zugleich ein anschauliches Beispiel für eine Hofhaltung im Mittelalter.

Große Bedeutung für das Leben Leopolds kommt seinem fünften Sohn zu, dem späteren Bischof Otto von Freising. Dass jüngere Söhne aus fürstlichen Familien für den geistlichen Stand bestimmt wurden, lag durchaus im Brauch der Zeit. So wurde auch Otto schon als Knabe zum Propst der weltlichen Kanonikerge-meinschaft von Klosterneuburg ernannt und mit einem adligen Gefolge nach Paris zum Studium gesandt – ein für einen Stiftspropst ungewöhnlicher Aufwand. 1132 trat der Prinz entgegen den väterlichen Plänen mit seinen Gefährten in den neuen, strengen Orden der Zisterzienser ein. Brunner vermutet, dass Otto dem Vater nahe‧legte, die weltlichen Kanoniker in Neuburg durch Augustiner-Chorherren zu ersetzen, doch ging dies wohl auf die Initia‧tive der Bischöfe von Passau, Salzburg und Gurk zurück. Dagegen ist die Gründung des Zisterzienser-Stiftes Heiligenkreuz durch Leopold III. zweifellos dem Einfluss Ottos zuzuschreiben.

Brunner betont zu Beginn seines Buchs, dass die Quellenlage es nicht erlaube, eine komplette Biographie des Markgrafen zu schreiben. Es ist ihm aber trotzdem gelungen, ein sehr lebensvolles, verständliches und berührendes Bild Leopolds zu zeichnen und zudem das Österreich des frühen 12. Jahrhunderts lebendig vor Augen zu stellen. Die Schreibweise des Autors ist sehr persönlich und verleugnet nicht die Sympathie für den Markgrafen. Was man nicht von jedem historischen Werk sagen kann, hier trifft es zu: Das Lesen ist ein Vergnügen.

Rezension: Prof. Dr. Floridus Röhrig

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Brunner, Karl
Leopold der Heilige – Ein Portrait aus dem Frühling des Mittelalters
Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2009, 280 Seiten, Buchpreis € 24,90
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