Wenige Autoren sind so eng mit einer Stadt verbunden wie der Schriftsteller Theodor Fontane mit Berlin. Seine zu Weltruhm gelangten Werke wie „Effi Briest“, „Irrungen, Wirrungen“ oder „Frau Jenny Treibel“ sind allesamt in der deutschen Hauptstadt und der umliegenden Mark Brandenburg angesiedelt. Die Stadt an der Spree gibt Fontane mit der für ihn typischen Detailliertheit wirklichkeitsgetreu wieder, daher lassen sich die Orte des Romangeschehens im historischen Berlin ziemlich exakt lokalisieren. Freilich klammert Fontane in seinem Werk die unangenehmen Seiten der Großstadt – soziales Elend, Baustellen, Lärm, Schmutz und Gestank – dezent aus. Denn Fontane geht es, wie der Autor und Literaturwissenschaftler Bernd W. Seiler resümiert, auch darum, die Verbundenheit der Protagonisten mit dieser Stadt, eine heimelige Vertrautheit zum Ausdruck zu bringen. Fontanes Berlin ist eben nicht nur ein historisch-realistisches, sondern auch ein poetisches.
Seiler begibt sich mit einem reizvollem Bild- und Textband an die Orte der Romanhandlungen. Besonders begrüßenswert ist, dass die Schauplätze in Stadtplänen von 1889 und 1894 kenntlich gemacht werden. Ein erfreulich umfangreiches Quellenmaterial wie historische Postkarten, Gemälde oder Zeichnungen dokumentiert Wohnungen, Parks, Lokale und Cafés, an denen die Helden Effi Briest, Leutnant Botho von Rienäcker oder Lene Nimptsch ihren Alltagsgeschäften nachgingen. Kurze Inhaltsangaben der Romanhandlungen und Textstellen, die auf die entsprechenden Orte verweisen, stellen die Verbindung zwischen literarischem und historischem Ort her. Fotografien aus der heutigen Zeit, die Seiler dem historischen Bildmaterial gegenüberstellt, verdeutlichen außerdem den Wandel, den Berlin in den letzten 140 Jahren erfuhr. Klar wird, dass die meisten der von Fontane beschriebenen Gebäude gegenwärtig nicht mehr existieren.
Rezension: Felix Nothdurft