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Mussolini – Der erste Faschist

Woller, Hans

Mussolini – Der erste Faschist

Er war der erste Faschist, sein „Partito Nazionale Fascista“ (PNF) gab dem Faschismus seinen Namen. Adolf Hitler bewunderte ihn und schwärmte schon 1922, nach dem (weitgehend inszenierten) „Marsch auf Rom“, von seinen Erfolgen. Er selbst dagegen wusste dagegen lange nicht, was er vom deutschen „Führer“ halten sollte. Die Rede ist von Benito Mussolini, dem „Duce“, der Italien von 1922 bis 1943 diktatorisch regierte.

Mussolini nahm vorweg, was in vielen Teilen Europas Schule machen sollte. Das galt für die Kombination von autoritärem Herrschaftssystem und populistischer Inszenierung ebenso wie für die Schaffung des „neuen Menschen“ unter faschistischem Vorzeichen samt einer dazugehörigen Ästhetik. Selbst die deutsche Obsession, ein „Volk ohne Raum“ zu sein und diesen unbedingt erobern zu müssen, hatte bei Mussolini eine frühe Entsprechung: Seit 1935 versuchte er, seinen Traum vom „Lebensraum im Süden“ in aggressivsten, ja teilweise genozidalen Kriegen in Afrika wahr werden zu lassen.

Dennoch jedoch steht er, wie insgesamt Italiens imperialistische und rassistische Politik, in der öffentlichen Wahrnehmung im Hintergrund. Noch menschenfeindlicher, noch destruktiver war letztendlich die Politik Hitlers und der Seinen, denen Mussolini bis zum bitteren Ende die Treue hielt. Keine umfassende, kritische Aufarbeitung dekonstruierte in Italien das Bild des „Duce“. Man verdrängte stattdessen, hoffte zu vergessen. Dass sich eine genaue Analyse des „Duce“ unbedingt lohnt, beweist Hans Wollers akribische Biographie. Insbesondere die ersten Kapitel, vom Aufstieg des jungen, aus der unteren Mittelschicht stammenden Mannes zum Funktionär und Agitator – zuerst der Sozialisten, dann einer kleinen Splittergruppe, der fascisti – sind an Aktualität kaum zu überbieten. Es wird geschildert, wie ein liberales Regierungs- und Gesellschaftssystem ins Autoritäre und Faschistische kippt, wie nationalistischer und rassistischer Wahn zur Massenmobilisierung eingesetzt wird, wenn die Unzufriedenheit mit den traditionellen Eliten überhandnimmt und die Regierenden die Probleme nicht beherzt angehen.

Das Buch zeigt aber auch, wie sich ebendiese Eliten der Massen bedienen, wenn sie nur einen Volkstribunen haben, der sich vor den Karren spannen (und finanzieren) lässt. Auch dass dieser letztlich nicht zu kontrollieren ist, lehrt die Geschichte Mussolinis. In einer Zeit, in der überall in Europa neofaschistische und rechte Bewegungen an Boden gewinnen, ist Wollers Biographie eine informative Lektüre für alle, nicht nur für Historiker und Historikerinnen Italiens.

Rezension: Prof. Dr. Jürgen Zimmerer

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Woller, Hans
Mussolini – Der erste Faschist
Verlag C. H. Beck, München 2016, 397 Seiten, Buchpreis € 26,95
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