Wie kleidete sich die Damenwelt im frühen Griechenland? Diese auf den ersten Blick einfache Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, wie Klaus Junker und Sina Tauchert in diesem schönen Bildband darlegen. Zwar gibt es unzählige, zum Teil auch recht detaillierte Darstellungen in der Kunst, aber sind sie zuverlässig? Anhand von realen Funden kann man dies kaum überprüfen, denn nur wenig textile Reste aus dieser frühen Zeit sind erhalten geblieben.
Immerhin, viele Darstellungen stimmen in wesentlichen Punkten überein, und so ent‧wickeln die Autoren einen sehr ansprechenden Durchgang durch die wechselnden Kleidermoden von Homer bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. Geometrische Muster, variantenreiche Schmuckborten, verzierte Gewandfibeln und Gürtel, leuchtende Farben und raffinierter Faltenwurf zeigen sehr deutlich, dass Frauen auch dieser frühen Zeit hohe Kreativität entwickelten, um sich zu schmücken. Dahinter stehen aber auch soziale und wirtschaftliche Aspekte. Welche technischen Voraussetzungen braucht die Stoffherstellung, und wie diente Kleidung der sozialen Integration bzw. der Ausgrenzung? Auch hierauf gehen die Autoren ein. Manche Kreation wie das fließende Delphos-Kleid aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. begeisterte übrigens um 1910 so sehr, dass man es nachahmte.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger