Wie kam es, dass einzelne Menschen oder Gruppen es schafften, sich der Sogkraft der nationalsozialistischen Ideologie und dem Wunsch, der „Volksgemeinschaft“ anzugehören, zu verweigern? Wie wurde man zum Widerständler? Bekannt sind Motive wie militärische Ehrvorstellungen, linke politische Überzeugungen oder ein starker christlicher Glauben als Widerstandsressourcen.
Die Historikerin und Journalistin Miriam Gebhardt hat sich die „Weiße Rose“ um Hans und Sophie Scholl vorgenommen, um den Widerstandsmotiven auf die Spur zu kommen. Sie durchleuchtet frühe und spätere Prägungen sowie entwicklungsrelevante biographische Einschnitte im Leben der Geschwister Scholl und in dem der Mitstreiter Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und Kurt Huber. Die Autorin schält eine Sinnkrise als gemeinsames Empfinden her-aus, entstanden aus „enttäuschter Sehnsucht nach einem kollektiv sinnstiftenden Leben“, dazu das Bedürfnis nach freier Lebensgestaltung. Das Verhalten der Widerständler in der Gruppe und später bei Verhör und Prozess wird danach geschildert. Am Ende steht die Frage, was die „Weiße Rose“ uns heute noch zu sagen hat.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger