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Das Europa der Könige – Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts

Horowski, Leonhard

Das Europa der Könige – Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts

Dynastische Verflechtungen und Verschwörungen, Heirats-verträge und Hochzeitsnächte, rivalisierende Höflinge und ambitionierte Mätressen, Theaterbühnen und Toilettenstühle – der Berliner Historiker Leonhard Horowski präsentiert das Europa des 17. und des 18. Jahrhunderts als das „härteste Intrigenschlachtfeld“, auf dem eine Vielzahl höchst exzentrischer Figuren um Gunst, Macht und Einfluss rang.

Mit seinem monumentalen Epos liefert Horowski den Gegenentwurf zu den traditionellen Staatengeschichten, denn ihn interessieren weder Herrschaftsaufbau noch Institutionenbildung. Sein Europa ist das der großen Familien und der schillernden Gesellschaften an den Höfen, die vom Westen bis zum Osten des Kontinents während der frühen Neuzeit mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede kannten. Es ist eine bizarre Welt mit eigenwilligen, dem modernen Menschen fremd wirkenden Regeln und Ritualen, die in dem Buch in 20 Schlaglichtern vorgestellt werden.

Und nicht minder bizarr sind die Überschriften der einzelnen Kapitel: „Grumbkow tanzt“, „Georg II. mag seine dicke Venus viel lieber als all die anderen“ oder „Ich bin euer ältester Bruder, ihr Halunken, und ich werde immer als Erster kommen“. Vor klaren, mitunter auch saloppen Urteilen scheut der Autor nicht zurück. „Den Rest seines Aufstiegs“, heißt es etwa über den polnischen König Stanislaus II. August Poniatowski, „erklären die Locken“; die Baronin Staël habe im europäischen Adel eine „amouröse Spur der Verwüstung“ hinterlassen.

Angesichts der gewaltigen Zahl der auf über 1000 Seiten auftretenden Damen und Herren schwirrt dem Leser allerdings recht schnell der Kopf. Es wundert daher kaum, dass am Ende das Personenregister deutlich umfangreicher ausfällt als der Nachweis von Quellen und Literatur. Horowski stützt sich bei seiner Darstellung in erster Linie auf Memoiren, zeitgenössische Skandalgeschichten des Hoflebens und Briefe, mithin auf individuelle, oft anekdotenhafte und dramatisch überhöhte Zeugnisse und Erinnerungen.

Seine Betrachtung, die das Menschliche, das Zufällige, das vermeintlich Nebensächliche in den Vordergrund rückt, ist ohne Frage kenntnisreich und überdies spannend zu lesen. Aber eine solche Darstellung hat ihren Preis, denn sie beschreibt mehr, als dass sie erklärt. Einen Überblick über die Geschichte Europas in der Zeit von Barock und Aufklärung erhält der Leser nicht, und auch andere Bereiche – die Veränderungen des politischen Denkens zum Beispiel oder die Bedeutung von Wirtschaft und Handel – bleiben gänzlich im Dunkeln.

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Wer das akzeptieren kann, wird an Horowskis großangelegter Geschichtserzählung das finden, was der Autor bereits in seiner Vorbemerkung verspricht: eine an Überraschungen reiche „Reise durch vergangene Welten“.

Rezension: Prof. Dr. Joachim Bahlcke

Horowski, Leonhard
Das Europa der Könige – Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017, 1119 Seiten, Buchpreis € 39,95
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