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Athanasius der Große. – Der unbeugsame Heilige.

Manfred Clauss

Athanasius der Große. – Der unbeugsame Heilige.

Obwohl über Athanasius den Großen ein umfangreiches Werk aus theologischer Perspektive vorliegt, ist eine Biographie über den streitbaren alexandrinischen Bischof, die den Anforderungen der Geschichtswissenschaft genügt, eine Seltenheit. Dieses Buch möchte den Mangel beheben, und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Ausgehend von den Lebensstationen des Athanasius (Bischofswahl, Arianismus-Streit, Synodaltätigkeit, Phasen des Exils) entwirft Clauss das Bild eines extrem machtbewussten Kirchenhierarchen, der die Wahrung seiner dogmatischen Positionen und die Behauptung seines Bischofssitzes zum Maßstab seines Handelns erhob. Damit befassen sich die Kapitel 3 bis 10, während das Kapitel 11 eine Skizze seiner theologischen Gedankenwelt bietet und ihn in das Spektrum der dogmatischen Grabenkriege der damaligen Kirchen einordnet. Diese bewegten sich zwischen der Anerkennung des nizänischen Bekenntnisses, das die Wesenseinheit von Christus und Gottvater behauptete, und dem Arianismus, der diese bestritt.

Athanasius, vehementer Gegner des Arianismus und ein Meister der Polemik, hat stets polarisiert. Unfähig zum Kompromiss und auch nicht willens, sich in die Gedankenwelt seiner Widersacher hineinzuversetzen, hat er den Kampf gegen jeden aufgenommen, der ihm widersprach, auch gegen den Kaiser. Deswegen musste er sechsmal ins Exil gehen. In dieser Hinsicht beeindrucken seine unerschütterliche Energie und seine imponierende Standfestigkeit – oder war es nur Sturheit?

Man gewinnt den Eindruck, dass Athanasius mehr Politiker als Theologe war. Wichtig ist die Beobachtung, dass seine dogmatischen Ansichten, oft simplifizierend und grobschlächtig, seit einem gewissen Zeitpunkt erstarrten und letztlich kaum zur Kenntnis genommen wurden. Wir erleben ihn stärker mit seinen zahlreichen Gegnern beschäftigt als mit der Ausübung seines bischöflichen Dienstes. Diesbezüglich war Athanasius allerdings keine Ausnahme. Er ähnelt vielen Bischofskollegen, die sich in diesem Zeitalter der „Ambition“ (so hat Peter Brown die Epoche beschrieben) mehr um ihre Würde und ihren Vorrang kümmerten als um geistliche Anliegen. Intrigen, Diffamierungskampagnen und Gewaltakte waren an der Tagesordnung, wenn es nur half, sich durchzusetzen. Die Bischöfe forderten als Autoritäten ihre Anerkennung, so auch besonders ausgeprägt Athanasius. Daraus erklären sich die mangelnden Skrupel, die er empfand, wenn er seine Ziele verwirklichen wollte. Im Bewusstsein, den richtigen Glauben zu vertreten, war keine Argumentation spitzfindig genug, wenn sie nur den Kontrahenten schadete. Dies blieb sein Lebenselixier.

Der Autor Manfred Clauss zeichnet akribisch die wesentlichen Facetten dieser Biographie nach, die aufgrund der fehlenden Konzilianz seines Protagonisten einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Darüber hinaus räumt das lesenswerte Buch mit einigen Mythen auf, etwa der Vorstellung einer geeinten Kirche, wo vielmehr Disparität und Heterogenität den Alltag bestimmten. Die Kirchenvorstellung des Athanasius blieb auf die Gruppe seiner Anhänger bezogen. Sie erwies sich als eng, sektiererisch und unduldsam, wie Clauss anhand zahlreicher Beispiele schlüssig belegen kann.

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Rezension: Prof. Dr. Pedro Barceló

Manfred Clauss
Athanasius der Große. – Der unbeugsame Heilige.
Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2016, 256 Seiten, Buchpreis € 29,95
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