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Tatort Mittelalter – Berühmte Kriminalfälle

Heidemann, Malte / Schäfer, Franziska

Tatort Mittelalter – Berühmte Kriminalfälle

Entmannung, Eintauchen in siedendes Öl, Abhacken einer Hand oder Tod durch den Strang: So vielfältig wie grausam waren die Strafen, die die mittelalterlichen Obrigkeiten gegen Missetäter verhängten. Dass uns das mittelalterliche Rechtsverständnis zutiefst fremd ist, betonen Malte Heidemann und Franziska Schäfer zu Beginn ihres Buchs über „Berühmte Kriminalfälle“ völlig zu Recht. Sie stellen die wichtigsten Grundzüge der mittelalterlichen Justiz vor und erklären, warum in ihrem Band die Hexenprozesse keinen Platz finden: Sie sind nämlich entgegen der gängigen Vorstellung kein Phänomen des Mittelalters, sondern der frühen Neuzeit.

Eine Anzahl bekannter Kriminalfälle wird danach kurz vorgestellt: etwa das grausame Schicksal des Philosophen Petrus Abaelardus, die Verurteilung des Jan Hus oder Leben und Sterben des Piraten Klaus Störtebecker. Wegen der Kürze der Beiträge können die Zeitumstände allerdings nur schlaglichtartig beleuchtet werden. So schildern die Autoren den Mord an Tausenden Juden in Süddeutschland im „Rindtfleisch-Pogrom“ von 1298, das nach dessen Anführer benannt ist. Ausgehend von Röttingen im Taubertal, wo Juden einen Hostienfrevel begangen haben sollten, wurden in 150 Ortschaften der Region die dort ansässigen Juden verfolgt und viele ermordet, darunter 900 Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Würzburg und 450 in Rothenburg ob der Tauber.

Mit der Auswahl von bekannten Fällen, die sich zumeist in der Oberschicht abspielten oder bei denen die Unterschicht nur als „gewalttätiger Mob“ in Erscheinung tritt, werden die beiden Autoren zwar dem Untertitel des Bändchens gerecht; dennoch ist zu bedauern, dass die schon weit fortgeschrittene Forschung zur Kriminalität der „einfachen Leute“ im Mittelalter überhaupt nicht berücksichtigt wird. Dass sich diese „in der Regel nicht so gut nachverfolgen lässt“, ist so sicherlich nicht zutreffend; man denke etwa an die bahnbrechende Studie von Gerd Schwerhoff „Köln im Kreuzverhör“, die schon von 1991 datiert und weitere Publikationen zur Kriminalitätsgeschichte des Mittelalters nach sich gezogen hat. Hinzu kommt die um sich greifende Unsitte, Nachweise für die im Buch behaupteten Sachverhalte und Wertungen nicht mehr anzugeben. Zwar gibt es eine Literaturliste im Anhang, doch es fehlt die Zuordnung von Text und angegebener Literatur. So kann der Leser nur glauben, was man ihm vorsetzt.

Rezension: ht

Heidemann, Malte / Schäfer, Franziska
Tatort Mittelalter – Berühmte Kriminalfälle
Philipp von Zabern Verlag, Darmstadt/Mainz 2013, 144 Seiten, Buchpreis € 19,99
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