Äthiopien, bis ins frühe 20. Jahrhundert Abessinien genannt, wird heute nicht zu Unrecht zumeist als Krisenregion, als bitterarmes Land wahrgenommen. Auf welch reiche Geschichte aber diese uralte Kulturregion zurückblicken kann, dafür öffnet der Bildband von Klaus Dornisch den Blick. Äthiopien gilt als die Wiege des frühen Menschen, denn hier ist „Lucy“ beheimatet. Dieses weibliche Skelett, 1974 in der Nähe von Hadar gefunden, bildet das Bindeglied zwischen den „Vormenschen“ der Gattung „Australopithecus“ und den „Frühmenschen“ der Gattung „Homo“, die schließlich zum anatomisch modernen Menschen führte. Nach diesem Präludium schreitet Dornisch die Hauptentwicklungslinien des Landes ab, vom mächtigen Reich von Aksum über die frühe Christianisierung im 4. Jahrhundert – unter König Ezana wurde um 340 das Christentum zur Staatsreligion erhoben – bis zu den muslimischen und jüdischen Einflüssen. Die sehr schönen Bilder machen Lust darauf, Äthiopien einmal selbst kennenzulernen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger