Kein Orden ist so stark mit den katholischen Reformbestrebungen des 16. bis 18. Jahrhunderts verbunden wie die Jesuiten (vgl. DAMALS 10 -2014). Von Ignatius von Loyola 1534 gegründet, wurden die Jesuiten 1540 von Papst Paul III. als Orden anerkannt. Große Papstnähe, politischer Einfluss, enorme Ausbreitung sowie unübersehbare Erfolge ließen den Orden immer wieder ins historische Rampenlicht treten.
Der Hamburger Historiker Markus Friedrich, einer der besten Kenner der Materie, hat eine gut strukturierte, flüssig geschriebene und sehr informative Geschichte der Jesuiten vorgelegt. Er blickt zunächst auf das Innenleben des Ordens: Wer konnte in den Orden aufgenommen werden (auch nicht-europäische Personen?), welche Lebenswege eröffneten sich? Wie ging man mit Kritik um, wie wurde eine gemeinsame Identität geschaffen? In weiteren Kapiteln werden Religiosität und Seelsorge sowie der Platz der Jesuiten in der „Welt“ – das heißt in der Stadt, bei Hof und in der Politik – analysiert. Wie kein anderer Orden nahmen die Jesuiten Wissenschaft und Kunst für ihr geistliches Anliegen in den Dienst, gründeten Schulen, Universitäten und Bibliotheken, wollten die Gläubigen mit Musik, Bild und Theater zu Gott führen. Durch ihre weitgespannte Missionstätigkeit von Südamerika bis China verfügten die Jesuiten über globale Netzwerke. Schließlich werden die Auflösung des Ordens 1773 und deren Konsequenzen sowie der Neubeginn im 19. und 20. Jahrhundert dargestellt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger