Mit einer Art „Reisebuch“ möchte John Freely in seinem Werk „Zurück nach Ithaka. Auf Odysseus‘ Spuren durch das Mittelmeer“ den Leser an die verschiedenen Orte der sagenhaften Irrfahrt führen und einen Bericht über seine Erlebnisse an diesen Stätten bieten – so verheißt es das Vorwort. Der Haupttext des Buches führt den Leser stattdessen zunächst in einer ausufernden Nacherzählung durch die Ereignisse des Trojanischen Krieges. Ergänzt wird diese Einführung durch eine ebenfalls längere Darstellung des Schicksals Trojas nach diesem epischen Krieg, und wie es im 19. Jahrhundert von den Archäologen ergraben wurde. So sind die ersten 150 Seiten für diejenigen etwas, die sich für die Chronologie des Troja-Krieges interessieren, weniger für den, der sich bereits mit den Epen Homers und etwas mit der Forschungsgeschichte der Stadt auskennt.
Nur sehr vereinzelt finden sich in dem Werk umfassendere Abschnitte, in denen der Autor seine Erlebnisse vor Ort schildert. Mit detailreichen Zitaten antiker und moderner Autoren gibt Freely zudem einen Einblick in die Lebenswelt der dort ansässigen Menschen, wobei seine eigenen Reiseerfahrungen an den Odysee-Schauplätzen ins Hintertreffen geraten. Farbige Bilder, die den visuellen Eindruck einer solchen Reisebuchdarstellung unterstreichen würden, fehlen. Lediglich einige Karten und schwarzweiße Fotografien helfen, sich die Reisen des Odysseus vorzustellen beziehungsweise in der Geographie des Mittelmeers zu verorten. Doch auch im zweiten Teil seines Buches, der sich nach dem Trojanischen Krieg mit dem eigentlichen Thema, der Odyssee, befasst, füllt Freely weite Strecken der mit der bereits bekannten Mischung aus längeren Zusammenfassungen und Zitaten, die aber weit über das hinausgehen, was für eine kurze Verortung der Ereignisse nötig wäre und so keinen Raum für eindrucksvolle Reiseschilderungen lassen.
Rezension: Marvin Gedigk