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Asien und Europa im Mittelalter – Studien zur Geschichte des Reisens

Reichert, Folker

Asien und Europa im Mittelalter – Studien zur Geschichte des Reisens

Gestützt auf ein breites Fundament von Schriftquellen, Abbildungen und Karten, untersucht Folker Reichert in 22 zumeist schon früher erschienenen Studien Fernreisen von Europäern: Organisation und Durchführung, die Wirkung auf Reisende und Fremde, die Glaubwürdigkeit bekannter und weniger bekannter Autoren. Genannt seien Arnold von Harff, Marco Polo („kultureller Grenzgänger“, wenn nicht „kultureller Überläufer“), Odorico da Pordenone und Kolumbus. Anders als der Titel erwarten lässt, enthält das Buch auch Rückblenden in die Antike sowie Ausblicke nach Amerika und bis in die Gegenwart. Der Autor verbindet weite Überblicke mit anschaulichen Einzelheiten. So geht er ausführlich auf Pilger ein. Vom Nimbus Jerusalems zeugt, dass noch Martin Luther gern dahin eine Wallfahrt gemacht hätte, doch habe er sich mit 48 Jahren „zu alt“ für die Strapazen einer solchen Reise gefühlt. Zu bekannten Gefahren kam das hinzu, was fremd anmutete: Klima, Speisen und Getränke, nicht zuletzt das Verhältnis der Geschlechter zueinander. Fernreisen waren eher eine Sache von Männern; häufig haben sie sich zu Frauen in der Fremde geäußert: körperliche Erscheinung, Schönheitsideal (bandagierte Füße in China), Kleidung und Schmuck, Scheidung und das Los von Witwen, Erotik und Sexualität bis hin zur mehrfach erörterten „Gastprostitution“. Europäer hatten viel Neues in ihr Weltbild einzuordnen, das sich auf frühere Berichte und Annahmen stützte. So überraschten sie in China auch die große Zahl der Städte und das ausgeprägt urbane Leben dort. Beginnen sollte man die Lektüre des Bandes vielleicht mit einer der jüngsten Studien mit dem Titel „Umgekehrte Entdeckungsreisen in der europäischen Geschichte“. Hier deckt der Autor bestürzende Asymmetrien auf: „Der Zusammenhang von Entdeckung und Eroberung, Neugier und Gewalt ist nur auf europäischer Seite zu beobachten und reicht zeitlich weit zurück.“ Durch Vergleiche lassen sich Faktoren bestimmen, die dazu führten, dass von Europa und „Neo-Europa“ (vor allem den USA) aus die Welt entschleiert und erobert wurde, „unterjocht, geplündert, kultiviert oder verwüstet“. Dieses harte Urteil von August Ludwig Schlözer aus dem Jahr 1785 schließt die Studien ab. Der Leser gewinnt Einblick in internationale, fächerübergreifende Forschungen zu Problemen, die noch und wieder aktuell sind. Der Autor regt weitere Arbeiten an, etwa eine Bestandsaufnahme von Grabmälern. Der reiche Inhalt hätte es verdient, nicht nur durch ein Personen- und ein Ortsregister, sondern auch durch ein Sachregister erschlossen zu werden.

Rezension: Prof. Dr. Norbert Ohler

Reichert, Folker
Asien und Europa im Mittelalter – Studien zur Geschichte des Reisens
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, 557 Seiten, Buchpreis € 69,90
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