Die Geschichte des fünften Kontinents ist oft als die eines „weißen Australien“ dargestellt worden, die eigentlich erst richtig mit der Inbesitznahme für die englische Krone durch James Cook im Jahr 1770 beginnt und durch die Briten geprägt bleibt.
Einen anderen Zugriff wählt Gerhard Leitner, Professor an der FU Berlin und Australien-Experte. Ihm kommt es in seinem flüssig geschriebenen Buch darauf an, den Blick für die Multikulturalität des Landes zu öffnen. So genügt es ihm nicht, die Verbindungen von Australien zu England zu betonen, sondern er möchte Aus-tralien in einen „transnationalen Kontext“ zwischen Asien und Ozeanien einbetten.
So erscheinen neben bekannten Themen wie der Sträflingskolonie Australien, dem Goldrausch seit 1851, dem Weg zum „Commonwealth of Australia“ und der Beteiligung Australiens am Ersten und Zweiten Weltkrieg auch neue Akzentsetzungen. Leitner betont die soziale und ethnische Differenzierung der Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert. Angesichts dieser Vielfalt stellte sich die Frage nach einer australischen Identität immer wieder neu. Konnte auf der einen Seite die Demokratiebewegung eine Antwort sein, so auf der anderen Seite ein vehementer Rassismus und restriktive Einwanderungsgesetze. Bestimmendes Thema bis in die Gegenwart hinein bleibt der richtige Umgang mit den Aborigines und ihrer lange unterdrückten Kultur.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger