Wer kennt sie heute noch, die „Katakomben-Heiligen“, diese edelsteingeschmückten Ge‧beine, die einst in vielen katho‧li‧schen Kirchen als Reliquien verehrt wurden? Ihren Namen tragen diese Verstorbenen des 2. bis 5. Jahrhunderts, weil sie in den römischen Katakomben bestattet worden waren. Der Nachwelt galten sie seit der Entdeckung der frühchristlichen Begräbnisstätten 1578 als Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben waren und, wenn auch inoffiziell, als Heilige.
Von Italien gelangten diese Katakomben-Heiligen im 17. und 18. Jahrhundert nach Österreich, in die Schweiz und nach Süddeutschland. Sie sollten, mit prächtigen Gewändern versehen, der Gemeinde beistehen, auf die Freuden des Himmlischen Jerusalems verweisen und zugleich die Kontinuität der nachreformatorischen katholischen Kirche mit dem frühen Christentum belegen. Im 19. Jahrhundert aber begann man, die Authentizität der Skelette zu bezweifeln. Vielfach wurden sie entfernt oder in nicht-öffentliche Räume verbannt.
Der amerikanische Kunsthistoriker Paul Koudounaris hat sich mit viel Anteilnahme auf die Suche nach den Katakomben-Heiligen gemacht und präsentiert über 70 beeindruckende Beispiele dieser morbiden Kunstwerke.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger