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Organisierte Gewalt in der europäischen Expansion – Gestalt und Logik des Imperialkrieges

Walter, Dierk

Organisierte Gewalt in der europäischen Expansion – Gestalt und Logik des Imperialkrieges

Militärische Gewalt spielte im Prozess der Inbesitznahme und Kolonisation außereuropäischer Gebiete eine zentrale Rolle. In seiner Synopse der gewaltsamen Expansion europäischer Mächte vom 16. bis zum 20. Jahrhundert vertritt Dierk Walter vom Hamburger Institut für Sozialforschung die These, dass die Gewalt epochenübergreifend immer wieder denselben Mustern folgte: Anscheinend ganz unterschiedliche Phänomene wie die spanische Eroberung Mittel- und Südamerikas, die britische Expansion in Indien, die Aufteilung Afrikas im Zeitalter des Hochimperialismus, der Vietnam- sowie der Algerien-Krieg lassen sich unter den Oberbegriff des Imperialkriegs fassen.

In vier Kapiteln stellt der Autor dieses Phänomen nicht chronologisch, sondern systematisch dar: Er beschreibt wesentliche Merkmale von Imperialkriegen, Ziele und Legitimationen der kriegführenden Mächte, Formen der Kriegführung und schließlich Aspekte der kulturellen Anpassung und des Lernens vom Gegner.

Kriege an der Peripherie der Kolonialreiche, so Walter, folgten einer eigenen Dynamik: Nach europäischen Maßstäben kleine Truppeneinheiten kämpften in oft unwegsamem Gelände, in dem die Logistik enorme Probleme aufwarf. Während europäische Offiziere einen „Kult der Offensive“ pflegten und konsequent die Entscheidungsschlacht suchten, wichen ihre indigenen Gegner der direkten Konfrontation aus und verlegten sich auf Hinterhalte und Guerillataktiken. Daher zogen sich die Konflikte des Öfteren in die Länge; in den Grenzregionen der Imperien war häufig auftretende Gewalt nicht die Ausnahme, sondern der Regelfall.

Physische Vernichtung des Gegners war zwar nicht das Ziel der Europäer in Übersee, doch im Zug der Eskalation von Konflikten wurde sie oft Mittel zum Zweck. Trotz ihrer oft großen taktischen und techni-schen Überlegenheit gelang es den Kolonialmächten schließlich nur in wenigen Fällen, ihre Ziele ausschließlich militärisch zu erreichen: Mindestens ebenso wichtig waren politische und wirtschaftliche Strategien sowie die Kooperation mit einheimischen Akteuren. Den tatsächlichen geographischen, sozialen und kulturellen Verhältnissen in außereuropäischen Gebieten begegneten die Militärs allerdings oft mit erkennbarer Arroganz und Ignoranz.

Walters Synthese basiert auf einer Fülle an Spezialliteratur. Auch wenn der Leser über manche der angesprochenen Konflikte gern mehr wüsste und der Autor in der Fülle des Materials stellenweise die Übersicht verliert (so werden zweimal Akteure der spanischen Eroberung Mexikos und Perus verwechselt), handelt es sich um ein anregendes Buch, das auch einen Beitrag zum Verständnis aktueller militärischer Konflikte leistet.

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Rezension: Prof. Dr. Mark Häberlein

Walter, Dierk
Organisierte Gewalt in der europäischen Expansion – Gestalt und Logik des Imperialkrieges
Hamburger Edition, Hamburg 2014, 414 Seiten, Buchpreis € 32,00
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