Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die führenden deutschen Physiker Werner Heisenberg, Otto Hahn und Carl Friedrich von Weizsäcker zum Heereswaffenamt nach Berlin eingezogen. Schon Ende 1941 lieferten sie der NS-Führung konkrete Pläne zum Bau einer Atombombe. Die Atombombenabwürfe der Amerikaner auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 erlebten sie jedoch zusammen mit weiteren deutschen Wissenschaftlern in englischer Gefangenschaft auf einem Landsitz nahe Cambridge. Die nukleare Massenvernichtung durch die Amerikaner, deren technische Grundlagen die Deutschen mit ihrer Kern- und Atomforschung gelegt hatten, empfanden diese Wissenschaftler vor allem als persönliche Katastrophe, waren sie doch bis dahin davon überzeugt, dass eigentlich nur sie über das notwendige Fachwissen zur Kernspaltung verfügten.
Wie Richard von Schirach stringent darstellt, waren die Forscher während der Kriegsjahre zwar technologisch noch weit von einer funktionsfähigen Atombombe entfernt, klar wird aber auch, dass die Physiker-Elite um Heisenberg, Hahn und von Weizsäcker bis zuletzt zu deren Bau entschlossen gewesen ist. Fehlende Detailkenntnisse und kriegsbedingter Rohstoffmangel verhinderten ihn. In gelungener Montage verwebt der Autor die Geschichte des US-amerikanischen „Manhattan-Projekts“ zur Entwicklung einer eigenen Atombombe und den Technologietransfer von Deutschland in die USA nach Kriegsende mit der Gefangenschaft und den dabei entstandenen Verhörprotokollen der deutschen Atomforscher. Darüber hinaus bereitet von Schirach in seinem abwechslungsreich geschriebenen Buch interessante Details über den letzten deutschen Atomreaktor im baden-württembergischen Haigerloch auf wie auch über Otto Hahn, den Entdecker der Atomspaltung, der sich bereits im Ersten Weltkrieg einen Namen als „Sachverständiger für Gas“ machte.
Rezension: Christian Volkholz