Nach der Revolution 1917 war die wirtschaftliche Situation der Russischen Sowjetrepublik katastrophal. Mangelhafte Industrieproduktion und massive Ernteausfälle hatten zu einer bis dahin beispiellosen Hungersnot geführt, dazu kamen Seuchen und andere Krankheiten. Maxim Gorki und Lenin hatten einen verzweifelten Hilfsappell in die Welt gesandt, der auf offene Ohren gestoßen war. Teil der internationalen Hilfe waren auch die Maßnahmen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Als Mitarbeiter der Hilfsexpedition des DRK, später dann in sowjetischen Diensten, bereiste der Hamburger Arzt und Tropenhygieniker Heinrich Zeiss zwischen 1921 und 1931 als Expeditionsarzt und Kulturbeobachter die Sowjetunion. Seine Berichte hat der Heidelberger Medizinhistoriker Wolfgang U. Eckart ediert und kommentiert. Wir erfahren aus erster Hand von den medizinischen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen etwa im Gebiet der Wolga-Deutschen, in Kasachstan oder dem Nordkaukasus. Das liest sich oft anschaulich, doch zuweilen scheint auch die Überheblichkeit des Deutschen gegenüber der „natürlich-ursprünglichen“ Bevölkerung durch.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger