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Geheime Waffenbrüderschaft – Die sicherheitspolizeiliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Finnland 1939 –1944

Silvennoinen, Oula

Geheime Waffenbrüderschaft – Die sicherheitspolizeiliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Finnland 1939 –1944

Bislang galt die deutsche Kriegführung während des Zweiten Weltkriegs in Finnland als letzter „sauberer“ Sonderfall: Das kleine demokratische Finnland führte – so auch heute noch die offizielle Lesart – einen Separatkrieg gegen die Sowjetunion. Im Gegensatz zum Überfall des nationalsozialistischen Deutschen Reichs auf die Sowjetunion habe es sich im finni‧schen Fall nicht um einen rassenideologischen Vernichtungskrieg gehandelt. Vielmehr wird gemeinhin der „Fortsetzungskrieg“ (1941–1944) Finnlands gegen die Sowjetunion als Konsequenz aus dem Überfall der Sowjetunion auf Finnland (Winterkrieg 1939–1940) verstanden. Das demokratische Finnland galt zwar als Waffenbruder Deutschlands gegen den stalinistischen Sowjetkommunismus, aber nicht als Vasall der Hitler’schen NS-Diktatur.

Oula Silvennoinens Doktorarbeit über die „geheime Waffenbrüderschaft“ zwischen der finnischen Staatspolizei (Valpo) und dem deutschen SD (Sicherheitsdienst des Reichsführers SS) bzw. der Gestapo war bei Erscheinen der finnischen Originalausgabe im Jahr 2008 eine Sensation – freilich außerhalb Finnlands kaum wahrgenommen. Die deutsche Übersetzung des Werks ist daher besonders zu begrüßen.

Silvennoinen ist es durch akribische Detektivarbeit in finnischen, estnischen, lettischen und deutschen Archiven gelungen, die bisher unbekannte in Finnland stationierte SS-Einsatzgruppe, das „Einsatzkommando Finnland“, zu belegen und deren Verbrechen zu dokumentieren. Hierzu gehören Erschießungen von sowjetischen Kriegsgefangenen in den deutschen Kriegsgefangenenlagern StaLag (Stammlager) 309 (Salla) und StaLag 322 (Elvenes). Im nordfinnischen Salla wurden Kranke, Arbeitsverweigerer, Politkommissare und Juden systematisch „selektiert“ und lediglich mit braunen Papiersäcken bekleidet von Angehörigen der Feldpolizei ermordet. Die Massenerschießungen wurden von der SS überwacht. Einige – wenn auch wenige – Angehörige der finnischen Staatspolizei waren mit Sicherheit an den Verhören und wahrscheinlich auch an Erschießungen beteiligt.

Das Buch liest sich aufgrund des teilweise mikroperspektivischen Ansatzes spannend wie ein Roman. Dabei ist der Ton jedoch auf angenehme Weise nüchtern und zurückhaltend. Nicht nur für Finnland-Kenner ist dieses Buch ein Gewinn. Es zeigt am finnischen Beispiel, wie Kollaboration im Zuge des Völkermords selbst in einem Rechtsstaat geschehen konnte.

Rezension: Dr. Agilolf Keßelring

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Silvennoinen, Oula
Geheime Waffenbrüderschaft – Die sicherheitspolizeiliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Finnland 1939 –1944
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, 400 Seiten, Buchpreis € 49,90
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