Ob das „Waldorf-Astoria“ in New York, das „Adlon“ in Berlin oder das „Sacher“ in Wien – Grandhotels üben noch immer eine gewisse Faszination aus. Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aber waren sie unbestritten der Ort, an den sich die feine Gesellschaft zurückziehen konnte, um in Luxus, Konsum und Sorglosigkeit zu schwelgen. Und gehörte man auch eigentlich nicht zu den höheren Kreisen, so konnte man sich als Gast im Grandhotel die ersehnte Zugehörigkeit wenigstens für einen gewissen Zeitraum erkaufen.
Die Welt der Grandhotels hat der Historiker Habbo Knoch intensiv unter die Lupe genommen. Er beginnt mit den Palasthotels des Fin de Siècle in Urlaubsregionen wie der Schweiz oder Frankreich, um sich dann den modernen Großstadthotels in London, Berlin und New York zuzuwenden und auch bei ihnen den gesellschaftlichen Wandel dingfest zu machen. Er schildert den (unter kapitalistischen Bedingungen geführten) Großbetrieb, der nötig war, um den scheinbar schwerelosen Schonraum für die Gutbetuchten zu garantieren, aber er geht auch den Verführungen und Maskeraden, den Hochstapeleien und Amüsements der mehr oder weniger illustren Gäste nach.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger