Der Buchtitel „Die Päpste und ihre Maler. Von Raffael bis Tizian“ stapelt tief, und zwar gleich in zweifacher Hinsicht. Geht es doch erstens in Roberto Zapperis Studie nicht nur um die Zeit von Raffael bis Tizian, also, grob gesagt, von 1500 bis 1570, sondern auch schon um den Zeitraum davor, die letzten Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts. Zweitens aber erzählt Zapperi nicht nur von den Päpsten und ihren Malern, sondern nimmt eine Trias in den Blick: die Päpste, deren Familien und die Maler. Die Zahl drei schimmert auch sonst bei der Konzeption des Buches des Öfteren durch, handelt es doch im Wesentlichen von drei Papstfamilien (die Della Rovere, Medici und Farnese), von drei Malern (Raffael, Vasari, Tizian) und von drei Städten (Rom, Florenz, Venedig).
Roberto Zapperi, ausgewiesener Kenner der vatikanischen Archive wie der italienischen Kulturgeschichte der Renaissance, fasst in seinem jüngsten Buch die Erkenntnisse jahrzehntelanger Gelehrtenarbeit zusammen. Er stützt sich dabei nicht nur auf alte Quellen und jüngere Literatur, sondern zieht auch die neuesten Ergebnisse von Restaurierungen und Röntgenuntersuchungen heran. Sprachlich souverän wie eh und je, entwirft er auf diese Weise einen kulturgeschichtlichen Überblick der italienischen Renaissance. Einen Überblick, der Kunstförderung und Diplomatie, das Leben am Papsthof und die Interessen frühneuzeitlicher Bankiersfamilien, Kriegszüge und Mordanschläge mit eindrucksvoller Anschaulichkeit zusammenführt.
Die Stärken des Buches liegen eindeutig im Bereich des Erzählens, weniger des Erklärens – hin und wieder täten analytische Passagen dem Erkenntniswert von Zapperis Arbeit gut. Das aber ändert nichts daran, dass den Leser bei der Lektüre des Buchs ein ebenso spannendes wie facettenreiches Bild des Lebens im Italien der Renaissance erwartet.
Rezension: Prof. Dr. Arne Karsten