Die „Pariser Kommune“, jener bewaffnete Aufstand zum Sturz des Stadtrats in der französischen Hauptstadt, dauerte vom 18. März bis zum 28. Mai 1871, also 72 Tage. So heißt auch das Buch des Journalisten Thankmar von Münchhausen.
Der langjährige Paris-Korre-spondent charakterisiert die Ausgangslage, die nach Ende des Deutsch-Französischen Kriegs entstanden war: Im Herbst 1870 sah sich Paris nach der Kapitulation Frankreichs von den Truppen des Gegners eingeschlossen. Nachdem sich schließlich auch Paris im Januar 1871 ergeben hatte, blieb die Nationalgarde, entgegen dem Willen der Stadtregierung, unter Waffen und wurde zu einem treibenden Motor der Er‧hebung. Die Regierungsvertreter mussten sich nach Versailles zurückziehen, Paris war in der Hand von revolutionären Handwerkern und Arbeitern, aus denen die Pariser den „Rat der Kommune“ wählten.
Dessen Motive, Handlungsmöglichkeiten und konkrete Maßnahmen beleuchtet von Münchhausen anhand von Prozessberichten, Zeitungsartikeln, Briefen und Tagebüchern ebenso wie das extrem blutige Ende des politischen Experiments: Insgesamt 60 000 Menschen wurden Opfer der Regierungstruppen bzw. der anschließenden Militärjustiz. Die „Kommune“ war gescheitert – doch sie wurde zum Mythos und lebte als erste „Diktatur des Proletariats“ im Gedächtnis der Nachwelt weiter.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger