Es ist in Mode gekommen, ganze Bücher zu einem bestimmten Jahr zu verfassen, sei es zu 1812 oder 1866, zu 1913 oder 1941. Nun also 1517, und dies natürlich nicht zufällig, passt so doch der Aufmerksamkeit erheischende Titel perfekt ins Luther-Gedenkjahr 2017. Der Autor Heinz Schilling ist ausgewiesener Historiker für Reformation und Konfessionalisierung – aus seiner Feder stammt etwa eine wichtige Luther-Biographie (Verlag C. H. Beck, 2016). Diesmal hat er weiter über den Tellerrand geblickt und stellt fest: 1517 sei ein globales Schlüsseljahr, nicht etwa nur wegen der Thesen Luthers.
Umbrüche gab es zuhauf: Die Wissenschaften florierten, Renaissance und Humanismus bereiteten ein neues Menschenbild vor, und Entdeckungen bereicherten das Wissen von der Welt. Doch auch die „Türkengefahr“ drohte, kirchliche Reformen wurden dringlich angemahnt. Die Territorialherren bauten ihre Macht aus, und dies auf Kosten von Rittern, Bürgern und Bauern. Aufruhr lag in der Luft.
All das hieß: Alte Gewissheiten wurden erschüttert. Heilssehnsucht und Wallfahrten, Buße und Ablässe zeugten von Ängsten und Unsicherheit, die durch „Himmelszeichen“ wie Kometen oder Unwetter noch geschürt wurden. Die Menschen dieser Zeiten, und das ist dem Autor wichtig, reagierten nicht „vernünftig“ im Sinne der Aufklärung, sondern kosmische und magische Vorstellungen blieben virulent, nicht zuletzt bei Luther. Altes und Neues vermengte sich: Was der Mönch in Wittenberg bewegte, wird so zu einem Teil globaler Prozesse. Ob man denen das Etikett „1517“ ankleben muss, bleibt allerdings zweifelhaft.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger