Da half auch der Ruf des Wunderkinds nicht: Als Yehudi Menuhin im zarten Alter von elf Jahren darauf bestand, bei seinem ersten Konzert in der Carnegie Hall ausgerechnet Beethovens Violinkonzert zu spielen, erntete er nur Widerstand. Fritz Busch, der das Konzert mit dem New York Symphony Orchestra leiten sollte, meinte kühl: „Man lässt ja auch einen Jackie Coogan nicht den Hamlet spielen.“ Doch anders als Coogan – der damals bekannteste Kinderstar Hollywoods – war Menuhin schon als Teenie kein Leichtgewicht mehr. Menuhin schlug vor, dass der grantige Busch sich im Hotelzimmer das Beethoven-Stück anhören sollte. Eigens dazu war sein Lehrer aus Kalifornien angereist, er sollte das halbwüchsige Genie am Klavier begleiten. Doch Busch selbst setzte sich an die Tasten, um zu testen, ob der junge Geiger auch dem Tempo des deutschen Maestro folgen konnte. Er konnte! „Yehudi spielte so herrlich und vollendet“, schrieb Busch in seinen Memoiren, „dass ich mich bereits beim zweiten Tutti geschlagen gab.“ Der ehemals skeptische Meister rief aus: „Mein lieber Knabe, du kannst alles mit mir spielen, jederzeit und überall!“ Das Konzert war ausverkauft, das Publikum tobte, die Kritiker überschlugen sich förmlich und schwärmten von dem „wirklich großen Künstler“ und dem „wunderbar reifen musikalischen Instinkt.“ Menuhin selbst indes hatte seine eigenen Maßstäbe: Die Eltern hatten ihm eine große Schüssel Eiscreme versprochen, wenn bei diesem wichtigen Auftritt alles gut ginge. Als ein Freund der Familie nach dem Konzert mit der Riesenportion Erdbeereis ankam, brach sich das Kind im Genie Bahn. Yehudi sprang auf und rief erfreut: „Also habe ich gut gespielt!“
25. November 1927
Elfjähriger GeigenvirtuoseTeilen: