Der Weg von der größten Sensation der Pressegeschichte zum „größten Medienflop in der Bundesrepublik“ war kurz: Am 25. April waren in Hamburg die angeblichen Tagebücher Adolf Hitlers einer staunenden Öffentlichkeit vorgestellt worden. „Ab sofort muß die Geschichte des Dritten Reiches in weiten Teilen neu geschrieben werden“, frohlockte „Stern“-Chefredakteur Peter Koch. Doch im Mai verkündete der Innenminister, das Bundeskriminalamt habe zweifelsfrei festgestellt, daß es sich bei dem angeblichen Sensationsfund um eine Fälschung handle. Das verwendete Papier konnte nicht aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Dabei hätten einige Ungenauigkeiten bereits auf der Titelseite des „Stern“ auffallen können: „Hitlers Tagebücher entdeckt“ prangte dort in roten Lettern vor einem düsteren Hintergrund. Den zierte eine schwarze Kladde mit zwei messingfarbenen Initialen – doch der erste Buchstabe stellte kein „A“ dar, sondern ein „F“. Und das war nur eines von vielen Indizien. Doch die Aussicht auf gesteigerte Auflage und Umsatz ließ die skeptischen Stimmen mancher Wissenschaftler nicht gelten. Konrad Kujau, schlitzohriger Meisterfälscher, und Gerd Heidemann, abgebrühter Reporter, wurden später verurteilt. Der „Stern“ erntete von konkurrierenden Medien Hohn und Spott. Letztlich aber war die Betrugsgeschichte ein Schlag für die gesamte Medienbranche.
6. Mai 1983
Hitler-Tagebücher als Fälschung entlarvtTeilen: