Die Menschen, die in großer Zahl auf die Piazza della Signoria von Florenz strömten, sahen schon von weitem den hohen Galgen aufragen, von dem drei Stricke und Ketten herabhingen. Man erwartete die Ankunft dreier zum Tod verurteilter Dominikaner, unter ihnen Girolamo Savonarola. 1452 in Ferrara geboren, hatte dieser als Prediger bald große Berühmtheit erlangt. Wortgewaltig wetterte er gegen sündiges Leben und Glaubensverfall im Volk, gegen Sittenlosigkeit, Prunksucht und Pfründenhäufung der Kurie, das Papsttum beschimpfte er als „Hure Babylon“. In Visionen schaute er das nahe Weltende und rief in leidenschaftlichen Predigten zu religiöser Reform auf. Seit 1491 Prior des florentinischen Klosters San Marco, bemühte er sich dort um eine radikale Erneuerung des mönchischen Lebens. Als der französische König Karl VIII. Florenz eroberte und die Medici vertrieb, war es Savonarola, der Florenz zum „neuen Jerusalem“ erklärte und eine neue Verfassung mit aristokratischen und demokratischen Elementen schuf. Seine Herrschaft nahm jedoch mit der Zeit immer mehr diktatorische Züge an. Papst Alexander VI. exkommunizierte 1497 Savonarola schließlich wegen Ketzerei und Ungehorsams. Ein Jahr später wurde er als Häretiker zum Tod verurteilt, am 23. Mai 1498 mit zwei Mitbrüdern gehängt und anschließend verbrannt. Seine Schriften, darunter seine Visionen und Predigtsammlungen, wurden jedoch 1558 von der römischen Indexkongregation für rechtgläubig erklärt.
23. Mai 1498
Hinrichtung Girolamo SavonarolasTeilen: