An ihm scheiden sich die Geister: War Photios Kämpfer und Fürsprecher der griechisch-orthodoxen Kirche oder Wegbereiter der großen Kirchenspaltung von 1054? Als einer der größten Gelehrten seiner Zeit hatte er eine Laufbahn als Hofbeamter eingeschlagen und wurde im November 858 im Zuge von Wirren um den byzantinischen Thron zum Patriarchen von Konstantinopel erhoben. Als er die Missionstätigkeit der Ostkirche in Bulgarien und Mähren unterstützte, rief er den Widerstand Papst Nikolaus’ II. hervor, waren dies doch Gebiete, auf die die lateinische Kirche selbst Ansprüche erhob. Der Konflikt zwischen römischem Papst und byzantinischem Patriarchen erreichte einen ersten Höhepunkt, als Nikolaus II. im Jahr 863 Photios für abgesetzt erklärte und dessen Vorgänger Ignatios als rechtmäßigen Patriarchen anerkannte. Die Folge war Photios’ Bruch mit Rom und ein kurzzeitiges Schisma zwischen Ost- und Westkirche.
Der Streit eskalierte, als die Bulgaren begannen, sich der westlichen Kirche zuzuwenden. Byzanz reagierte mit militärischer Gewalt und erzwang ihre vorläufige Unterordnung unter die Ostkirche. Mit Hilfe Papst Nikolaus’ II. jedoch gelang dem Bulgarenführer Boris die Vertreibung des byzantinischen Klerus. In maßloser Wut erklärte Photios nun den Papst für abgesetzt. Erst die endgültige Absetzung des Photios durch den byzantinischen Kaiser Leon VI. im Jahr 886 brachte fürs erste wieder Ruhe in das angespannte Verhältnis zwischen Ost- und Westkirche.