„Einen finnischen Mann, einen anspruchslosen Zivilisten, einen nationalen Mann“, so stellte sich Santeri Alkio, der Führer der einflußreichen „Agrarunion“, den ersten Präsidenten der Republik Finnland vor. Nach der Unabhängigkeit von Rußland 1917, dem Bürgerkrieg 1918 und der neuen Verfassung 1919 bildete die Wahl des ersten Präsidenten den vorläufigen Abschluß der langwierigen „Geburt“ des finnischen Staates. Die Position der „Agrarunion“, deren Stimmen wahlentscheidend sein würden, war klar gegen den aussichtsreichsten Kandidaten im Kampf um dieses Amt gerichtet: Generalleutnant Carl Gustaf von Mannerheim. Der nach der Oktober-Revolu?tion aus den Diensten der russischen Armee ausgeschiedene Militär war vielleicht ein „nationaler Mann“, aber er sprach nur gebrochen Finnisch – und war vor allem kein Zivilist. Mannerheim hatte im Bürgerkrieg des Jahres 1918 die „weiße Fraktion“ geführt, war Monarchist und seit einem halben Jahr „Reichsverweser“, also Übergangs-Staatsoberhaupt. Der Mann, den Alkio anstelle Mannerheims favorisierte, war der Präsident des Obersten Verwaltungsgerichtshofs, Kaarlo Juho Ståhlberg. Er war ein herausragender Vertreter des republikanischen Gedankens und hatte maßgeblich am Verfassungsentwurf mitgearbeitet. Ståhlberg ließ sich für eine Kandidatur gewinnen – und wurde gewählt. Seine Amtszeit gilt als Vorbild und Ursprung der auf Ausgleich ausge?richteten finni?schen Politik.
25. Juli 1919
Finnlands erster StaatspräsidentTeilen: