Beeindruckt kehrte der Sportfunktionär Carl Diem 1912 aus Stockholm zurück, wo im Sommer die Olympischen Spiele stattgefunden hatten. Imponiert hatte ihm das gute Abschneiden der schwedischen und der amerikanischen Mannschaft. Diem ahnte, woran dies gelegen haben mochte: Sport war in diesen Ländern ein gesellschaftliches Massenphänomen. Kräftige Männer, die schnell laufen, weit werfen und gut springen konnten, wurden mit Medaillen öffentlich geehrt.
Eine solche gesellschaftliche Anerkennung für sportliche Leistungen schwebte Diem auch für Deutschland vor. So stellte er am 21. Oktober im „Deutschen Reichsausschuss für die Olympischen Spiele“ den Antrag auf die Einführung eines Sportabzeichens. Immerhin, so warb Diem für seine Idee, würde ein „Bürochef bei der Anstellung dem körperlich Rüstigen den Vorzug geben“. Und auch eine Frau würde „ihr Lockenköpfchen lieber an die sportordengeschmückte Jünglingsbrust als an ein paar kümmerliche Rippen legen“ wollen. Trotz dieser bestechenden Argumente muss-te Carl Diem noch ein ganzes Jahr warten, bis Ende 1913 die „Auszeichnung für vielseitige Leistungen auf dem Gebiet der Leibesübungen“ zum ersten Mal verliehen wurde. Einige Sportverbände, vor allem die Turner, hatten zunächst gegen die Idee opponiert. Vorerst blieb das Sportabzeichen allerdings nur Männern vorbehalten. Doch schon 1921 erwies man auch körpertüchtigen Frauen die sportliche Ehrung, so dass es 1929 bereits 63 028 stolze Besitzer dieses Sportordens gab.