Die erste Bluttransfusion Wie könnte man den immensen Blutverlust ausgleichen, den Mütter oft bei der Geburt erlitten, und somit die hohe Sterblichkeitsrate verringern? Vor dieses Problem sah sich der Arzt James Blundell nach langjähriger Erfahrung als Geburtshelfer am Londoner Guy’s Hospital gestellt. Im 17. Jahrhundert hatten Mediziner systematisch mit Tierblut experimentiert. Die Übertragung von Schafsblut in den menschlichen Organismus verlief jedoch größtenteils tödlich.
Blundell entschied daher: Für die Transfusion sollte nur noch menschliches Blut verwendet werden. Am 26. September 1818 wagte er den ersten Versuch. Er zapfte einigen seiner Assistenten zwölf bis 14 Unzen Blut ab. Mit einem Injektionsgerät, das er selbst entwickelt hatte, verabreichte er das Blut einem Patienten, der an inneren Blutungen zu sterben drohte. Der Patient schien sich zunächst zu erholen, verstarb aber zwei Tage später. Seine nächste Patientin war bereits an einer Plazentablutung verstorben, als Blundell sie mit frischem Blut wiederbeleben wollte. Der Arzt gab jedoch nicht auf. Innerhalb von elf Jahren nahm er bei zehn Patienten und Patientinnen Transfusionen vor. Die Hälfte überlebte.
Die Versuche Blundells waren alles andere als überzeugend. Dennoch widmeten sich nun wieder mehr Wissenschaftler dem Problem der Bluttransfusion. Die Entdeckung der Blutgruppen 1901 durch Karl Landsteiner verhalf der Transfusionsmedizin dann endgültig zum Durchbruch.