Bald nach dem Tod des Franziskus von Assisi 1226 kam es unter den franziskanischen Minderbrüdern zum Streit. Seine einstigen Gefährten verteidigten die strenge Armutslehre des charismatischen Predigers, nach der sie nichts ihr Eigen nennen durften, kein Haus, nicht die Kleidung, die sie trugen, kein Geld. Nur von den Almosen ihrer Mitmenschen sollten sie leben. Andere Brüder aber befolgten lieber die abgemilderte Form der Armut, die ihnen in der vom Papst 1223 bestätigten (bullierten), von Franziskus aber nicht mehr beeinflussten Regel auferlegt war.
Umso größeres Gewicht hatte nun das Testament, das er seinen Brüdern hinterlassen hatte und das ihnen weltlichen Besitz und Geldgeschäfte strengstens verbot. „Und sie waren zufrieden mit einem Habit, innen und außen geflickt, samt Gürtelstrick und Hosen. Mehr mochten wir nicht haben.“ Gab Franziskus nicht den Verfechtern der radikalen Armut recht? War das aufgeweichte Armutsideal der „Gemäßigten“ nicht ein Verrat am Vermächtnis des „Poverello“ von Assisi? Papst Gregor IX. entschied anders. In seiner Bulle „Quo elongati“ vom 28. September 1230 erklärte er das Testament des nunmehr Heiligen für nicht verbindlich. Diese Entscheidung war von großer Tragweite: Über das Ideal des Franziskus von der Nachfolge Christi in absoluter Besitzlosigkeit und gegenseitiger Liebe kam es zu einem erbitterten Streit zwischen den radikalen Spiritualen und den gemäßigten Konventualen, der schließlich auch die Amtskirche erfasste.