Vom Design eines Sofakissens bis zum Bau ganzer Städte sollte sich das künstlerische Aufgabenspektrum des am 6. Oktober 1907 gegründeten Deutschen Werkbunds erstrecken. So jedenfalls sah es einer seiner Initiatoren, der Architekt Hermann Muthesius, vor, ging es ihm doch darum, den Menschen „zum guten Geschmack“ zu erziehen. Die 24 Gründungsmitglieder, darunter viele Künstler und Architekten, blieben nicht lange unter sich.
Innovativ war, dass dem Bund auch Vertreter aus Industrie und Handel angehörten. Sie alle wollten industriell gefertigte Produkte nicht nur qualitativ, sondern auch ästhetisch hochwertig herstellen. Die Unternehmen hatten dabei handfeste wirtschaftliche Interessen, wie es auch Friedrich Naumann, ein weiterer Spiritus Rector des Werkbundes, unumwunden zugab: Der Handel müsse für den internationalen Warenaustausch gestärkt werden.
Kritiker des Werkbundes mögen den „Wirtschaftsimperialismus“ und die Schaffung einer national geprägten kulturellen Identität kritisieren. Stilbildend blieben jedoch die Werkbundschau von 1914 in Köln – die von Walter Gropius dort erprobten Baukonzepte manifestierten sich später in der Bauhaus-Idee – oder die Werkbundsiedlung „Am Weißenhof“ in Stuttgart. Gleichgeschaltet während des Nationalsozialismus, weckte der bis heute existierende Werkbund nach 1945 aufs Neue ein breites Interesse, auch wegen seines entschiedenen Einsatzes für ein nachhaltiges Wirtschaften.