Notre-Dame de Chartres gilt vielen als Inbegriff einer hochgotischen Kathedrale. Der mächtige Kirchenbau dominiert noch heute das Erscheinungsbild des Städtchens an der Eure und seine Umgebung. Der romanische Vorgängerbau aus dem 11. Jahrhundert wies schon erhebliche Schäden auf, als er 1194 durch einen Brand zusätzlich schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Jetzt wollte man neu bauen, im noch relativ jungen gotischen Stil, doch unter Einbeziehung der alten Grundmauern, der Westfassade und der Krypta.
Der Bau schritt zügig voran, schon 1223 waren Langhaus und Chor überwölbt, konnte man Bildfenster und Chorgestühl bewundern. Schnell hatte man bauen wollen, denn Chartres war Stätte einer Marienwallfahrt; die Prosperität einer ganzen Region hing davon ab. Die neue Kathedrale konnte schon nach etwa 25 Jahren Bauzeit genutzt werden. War dies der Grund, weshalb man sich nun für die Überwölbung des Querhauses und die Fertigstellung des nördlichen Westturmes mehr Zeit lassen konnte? Tatsächlich zogen sich diese Arbeiten beinahe vier Jahrzehnte hin. Oder waren es schlicht finanzielle Gründe, die die Fertigstellung der Kathedrale hinauszögerten? Immerhin, dass das imposante Bauwerk am 17. Oktober 1260 geweiht wurde, 66 Jahre nach Baubeginn, ist eine beeindruckende Leistung, die sich dem Einsatz der Bürger von Chartres, der Kunst der Baumeister um Villard de Honnecourt und der Steinmetzen verdankte. In den Jahrhunderten danach wurde die Kirche kaum verändert, erst von 2009 an erfolgten grundlegende Renovierungsarbeiten.