„Endlich die Vollendung!“ hieß es auf einer Werbeanzeige aus dem Jahr 1908. Das angepriesene Gerät versprach ein „gefahrloses, glattes Rasieren“, eine „wunderbare Präzisionsarbeit“ und zudem die Möglichkeit, es nach zehn- bis 50maligem Gebrauch wieder wegzuwerfen. Kein mühseliges Messerschleifen, kein zeitraubender Barbierbesuch mehr: Der Apparat mit den zweiseitig geschliffenen, hauchdünnen und haarscharfen Klingen sollte die männlichen hygienischen Gepflogenheiten grundlegend verändern.
Der Erfinder hieß King Camp Gillette und war ein amerikanischer Handelsreisender. Auf Anregung seines Freundes William Painter hatte Gillette bereits 1895 einen Rasierer mit Doppelklingen entworfen. Die ersten Produktionsversuche schlugen jedoch fehl. Erst 1901 gelang es dem Mechaniker William E. Nickerson, dünnen und billigen Walzstahl so zu bearbeiten, daß er zugleich scharf, hart und biegsam wurde. Am 2. Dezember 1901 meldete Gillette das Patent an. Innerhalb weniger Jahre explodierten die Verkaufszahlen in schwindelerregende Höhen: von 1,2 Millionen Klingen im Jahr 1904 auf 529,6 Millionen Klingen knapp zehn Jahre später. Der Erste Weltkrieg trug entscheidend dazu bei, daß der neue Apparat in der Männerwelt immer beliebter wurde, denn die amerikanische Regierung rüstete ihre Soldaten mit Gillette-Rasierern aus. Das war nicht nur hygienisch, sondern unter Umständen sogar lebensrettend: Bei einem Giftgaseinsatz gewährten die Gasmasken nur bei glattrasierter Haut vollkommenen Schutz.