Mit hehren Zielen war die Temperenzbewegung angetreten, die sich in Amerika im 19. Jahrhundert formiert hatte. Im starken Alkoholkonsum glaubte sie die Quelle der schlimmsten Übel zu erkennen: eine schwindende Moral in den Großstädten, Verbrechen, Armut und Prostitution sowie ein nicht wieder gutzumachender Schaden an der „Volksgesundheit“. Besonders die Saloons, Treffpunkt von Arbeitern und Einwanderern, waren den meist bürgerlichen Alkoholgegnern ein Dorn im Auge.
Mit dem 18. Verfassungszusatz verbuchte die Anti-Alkohol-Bewegung 1920 ihren ersten Erfolg: Per Gesetz wurden die Herstellung, der Transport und der Verkauf von Alkohol verboten. Was sich die Reformer erhofft hatten, erfüllte sich jedoch nur teilweise: Zwar ging der Alkoholkonsum wirklich zurück, dafür stieg die Kriminalitätsrate rasant an. Alkoholschmuggel über die Grenze nach Kanada wurde zu einem ertragreichen Geschäft, vor allem auch für das organisierte Verbrechen. Dem berüchtigten Gangster Al Capone soll das illegale Alkoholgeschäft bis zu seiner Verhaftung 1931 gar 100 Millionen Dollar Gewinn eingebracht haben. Nach 13 Jahren wurde am 5. Dezember 1933 mit dem 21. Verfassungszusatz das Experiment beendet. Es stand den einzelnen Bundesstaaten jedoch ausdrücklich frei, die Prohibition auf eigene Faust weiterzuführen. Bis heute ist in einigen amerikanischen Landkreisen und Städten Alkoholkonsum nur eingeschränkt erlaubt.