Als der englische Chemiker William Perkins 1856 den ersten synthetischen Farbstoff Anilin herstellte, hatte diese Entdeckung in England mit seinem weiten Kolonialreich und zahlreichen Rohstoffvorkommen kaum Auswirkungen. Für das rohstoffarme Deutschland hingegen wurde damit der Grundstein einer beispiellosen industriellen Entwicklung gelegt.
Die chemische Industrie bestand in der Anfangszeit aus einer Vielzahl kleinerer Teerfarbenfabriken, deren Produktpalette nicht nur Farbstoffe, sondern auch fotografische Erzeug‧nisse und Pharmazeutika umfasste. 1863 etwa wurde Bayer in Leverkusen gegründet, 1865 die Badische Anilin- und Soda-Fabrik (BASF) in Mannheim und 1873 die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation (Agfa) in Berlin. Diese Unternehmen konkurrierten schon bald erbittert um die lukrativen Weltmarktanteile.
Der Generaldirektor von Bayer, Carl Duisberg, propagierte als Erster schon 1904 einen Zusammenschluss der Unternehmen. Auf einer Reise in die USA 1903 blickte er bewundernd auf die riesigen Konzernzusammenschlüsse wie den Rockefeller-Konzern Standard Oil. Mehrere Bündnisse und kleinere Zusammenschlüsse gingen in den folgenden Jahrzehnten der Fusion voraus, die am 2. Dezember 1925 vollzogen wurde. Mit der Interessengemeinschaft Farben entstand der größte Konzern Europas. Nach 1945 wurde der Konzern als einer der wichtigsten Hauptprofiteure und -akteure der nationalsozialistischen Verbrechen zerschlagen.